Rezept für vegetarisches Pho Bo


Bevor mein Sohn nach Malta zog, als er noch nicht Veganer war (und noch nicht mal Vegetarier), trafen wir uns öfter in Hamburg. Er zeigte mir ein Vietnamesisches Restaurant beim Schlump, in dem es hervorragende Suppen gab: Pho. Reisbandnudel-Suppe mit dünnen Scheiben von Rindfleisch, dann hieß die Suppe Pho Bo, oder Hühnerfilet, dann hieß sie Pho Ga. Zu einem großen Napf mit Nudeln und Fleisch wurden Tellerchen gereicht mit Koriander, Minze, Limetten und Chilis.

Traditionell ist Pho ein Frühstücksgericht. Das gefällt mir, weil ich zum Frühstück nichts Süßes mag, sondern am liebsten gebratenes Ei, Tomanten und Pilze – also warme, salzige Sachen.Ich könnte ohne weiteres Bratkartoffeln frühstücken.

Wir gönnten uns damals unsere Pho-Suppenschüsseln, Arne mit Huhn, ich mit Rindfleisch, gern am späten Vormittag. Die festen Bestandteile werden mit Stäbchen herausgefischt, die Suppe  geschlürft. Ich mochte anfangs den eigenwilligen Koriander-Geschmack nicht, war jedoch lernwillig (generell eine empfehlenswerte Methode, sich den Genüssen des irdischen Lebens anzunähern) und bin inzwischen ganz wild auf Koriander.

Nachdem mein Sohn ausgewandert war, habe ich diese schöne Sitte vermisst – und dann, als er wieder zurück kam, rechnete ich mit keiner Wiederholung, denn nun war er ja Veganer.

Aber! dann lud Arne mich in Hamburg in ein veganes Restaurant ein, in dem es ein richtig gutes Pho gab – mit gefaktem Fleisch.

Viele Nicht-Vegetarier bekommen eigenartigerweise immer einen Kamm, wenn sie davon hören, dass Menschen, die kein Fleisch mehr zu sich nehmen, nun jedoch Fleisch-Ersatz essen. Aus irgendeinem Grund erbost es Fleischesser, davon zu hören, dass es vegetarische Wurstsorten oder Braten gibt. Sie finden, wenn jemand schon auf Fleisch verzichtet, dann darf er auch nichts mehr genießen, was so aussieht, so heißt oder so schmeckt. Dann soll er zur Strafe von jetzt ab nur noch Kräuter und Körner bekommen.

Ich verstehe das nicht ganz. Es geht ja beim veganen Leben in erster Linie darum, Tiere zu schonen, sie nicht zu töten oder auszunutzen. Was ist verkehrt daran, schmackhaften Ersatz zu schaffen, der keinem Tier etwas tut?

Dieses Pho Bo auf vegane Art also schmeckte mir über alle Maßen gut. Es schmeckte sogar, das ist die reine Wahrheit, entschieden besser als das ursprüngliche, tierische Pho Bo.

Der Rindfleischersatz bestand in diesem Fall aus Seitan. Das ist im Wesentlichen Weizen-Eiweiß. Dazu wäre zu bemerken, Weizeneiweiß ist Gluten. Das bekommt also leider nicht jedem. Wer das Glück hat, es zu vertragen, der dürfte mit mir übereinstimmen: richtig zubereitet schmeckt es köstlich.

Ich habe es mir kürzlich in einem großen Bio-Discounter besorgt, eine Packung mariniertes Seitan. Das sollte, damit es sich nicht gummiartig kaut, soviel ich erfahren konnte, mindestens eine halbe Stunde gegart werden.

Ich habe zunächst für den Löwen und mich eine Art Gulasch daraus gemacht – mit großem Erfolg.

Einen Kanten ließ ich übrig, weil ich versuchen wollte, mal selbst Pho Bo vegetarisch zuzubereiten. (Vegan hielt ich für etwas vermessen; ich weiß nie so genau, was ich dazu eigentlich nehmen kann und was nicht.)

Als der Löwe Spätdienst hatte – was bedeutet, sie werfen ihm am Arbeitsplatz eine Gazelle vor – ging ich ans Werk.

Den Kanten mariniertes Seitan schnitt ich in möglichst feine Scheiben, die ich in einem Töpfchen mit Gemüsebrühe dreißig Minuten köcheln ließ und dann aus der Brühe holte.

Inzwischen weichte ich die Reisnudeln zunächst kalt ein (12 Minuten) und kochte sie schließlich weich – 15 Minuten.

Die Gemüsebrühe schmeckte ich mit weißem Pfeffer, Sternanis und Sojasauce ab, ließ in dünne Scheibchen geschnittene Zwiebel- und Lauchringe einige Minuten mitkochen und warf vor allem eine große Handvoll Koriander hinein. Zum Schluss kam das Seitan hinzu.

Es wurde richtig, richtig gut!

Glücksfaktor, ziemlich häufig: Fake …

 

 

 

 

 

 

 

 

 


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