Ich glaube, du hast dir selbst Angst gemacht, hast dich umgedreht und bist weggelaufen …
Aber falls dein Herz sich besinnt –
Rikki, verlier diese Nummer nicht!
Du willst niemand anderen anrufen
Schick sie in einem Brief ab an dich selbst
Rikki, verlier diese Nummer nicht!
Es ist die einzige, die du besitzt
Du könntest sie benutzen, wenn du dich besser fühlst
Wenn du nach Hause kommst.
Du erzählst dir, du wärst nicht mein Typ
Aber du kennst dich gar nicht selbst
Rikki, verlier diese Nummer nicht …
Die meisten Leute interessiert so was nicht – soviel ich weiß, achten viele nicht auf Texte, es reicht ihnen, wenn die Musik gefällt.
Was mich angeht, ich hab den unbezähmbaren Drang, rauszukriegen, was hinter Worten steckt.
Und ich wollte damals schon, als ich es zum ersten Mal hörte, gern wissen, wer Rikki war und weshalb sie so auf diese Telefonnummer aufpassen sollte.
Nach und nach (gesegnet sei das Internet!) hab ich es herausgefunden.
Der Song – ‚Rikki Don’t Lose That Number‘ fand sich 1974 auf den Hitlisten, komponiert, getextet und gesungen von Donald Fagen, dem Sänger und Keyborder der amerikanischen Gruppe Steely Dan.
Einige Jahre zuvor, in den späten 60ern, mit Anfang zwanzig und als College-Student (englische Literatur), hatte Fagen sich ein bisschen unglücklich verliebt in eine ausgesprochen interessante Frau, fünf Jahre älter als er. Ein apartes, kluges Gesicht, langes schwarzes Haar, hellgrüne schrägstehende Augen. Leider war sie verheiratet, ausgerechnet mit einem seiner Professoren. Das war Erica Ducornet, genannt Rikki. Unter Rikki Ducornet wurde sie etwas später auch eine recht bekannte Schriftstellerin. (Wer wissen will, wie sie aussieht, sollte den Namen mal googeln.)
Ganz nebenbei hat sie heute, am 19. April, Geburtstag.
Rikki und Donald hatten durchaus kein Verhältnis miteinander. Sie unterhielten sich – speziell in einer Nacht, und da auch nicht irgendwo allein, sondern umgeben von einer lauten Party. In dieser Nacht gab Donald Rikki seine Telefonnummer mit der eindringlichen Bitte, sie nicht zu verlieren und ihn eventuell doch mal anzurufen.
Sie hat es nicht getan, obwohl, wie sie später erzählte, sie sehr fasziniert war von dem intelligenten Mann mit dem großen, leidenschaftlich geschwungenen Mund und den eindringlichen Augen. Aber sie fühlte sich wohl doch geschmeichelt, zum Inhalt eines Songs zu werden, denn sie hat es bei Interviews ganz gern erwähnt …
Glücksfaktor, für mich: Die Geschichte hinter der Geschichte.