Roher Fisch


Eine hervorragende Methode, mich in gute Laune zu versetzen ist, mich in die Seite zu knuffen und zu sagen: „Los, komm, wir essen jetzt ein bisschen Sushi!“

Vor langer Zeit entdeckten mein erster Mann und ich ein Japanisches Restaurant in Hamburg, sehr exotisch, und wir begannen, uns die Bäuche vollzuschlagen. Damals saßen fast nur Japaner um uns herum und wir guckten uns am Nachbartisch ab, wie man der Sache beikam. Die einzelnen Bissen waren riesig, schwer niederzukauen und vereitelten jede Art von Geplauder bei Tisch. Außerdem wurde Wasabi gleich eingearbeitet und ließ die Augen tränen.

Wir verputzen Sushi und Sashimi als Vorspeise, schwärmten für Miso-Suppe, Sukiyaki und Reiswein und wenn ich jetzt daran denke, was für Mengen wir uns einverleibten – dazu war ein sehr jugendliches, gesundes Verdauungssystem nötig.

Erzählten wir Bekannten davon, waren die ganz entsetzt: „Ihr esst rohen Fisch? Igitt, seid ihr noch zu retten?“

Zwanzig Jahre später kam Sushi in Mode. Es gab ihn vom Laufband, mit gekochten Zutaten, mit Käsecreme und vegetarisch. Die Happen wurden immer winziger. Zum einen passte die Größe sich nun den europäischen Mündern an – zum anderen war das gewiss ökonomisch.

Sushi: inzwischen Imbissware wie Hamburger mit Pommes oder Döner, überall zu kriegen. Irgendwie ordinär, oder?

Trotzdem, ich mag das Zeug immer noch…

 

 


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