sind keine Schädlinge. Sie übertragen keine Krankheiten, heißt es. Sie fressen sogar Hausstaubmilben und Schimmelpilze, was ja an sich nett von ihnen ist.
Als ich in meine neue Wohnung zog, fand ich dort mehrere Millionen toter Kakerlaken unter einigen wackeligen Küchenfliesen und einige lebendige Silberfischchen, die offenbar ausgeschickt worden waren, um mich zu beobachten und zu kategorisieren.
Inzwischen ist der Küchenboden heil und versiegelt, ich sah keine einzige lebende Kakerlake – aber immer noch einige Silberfischchen.
Eine meiner kleinen Eigenheiten ist eine Aversion gegen Insekten in meiner Behausung. Sie können draußen oder bei meinen Nachbarn treiben, was sie wollen, doch sie sollen mein Heim meiden.
Zwischen den Silberfischchen und mir herrscht Krieg. Wir hegen durchaus unterschiedliche Ansichten, was schon daraus hervorgeht, dass sie Zucker lieben, während ich Zucker hasse.
Ich pflege sie zu zerdrücken und gleichzeitig zu beschimpfen. Ich nenne sie nie bei ihrem pompösen Namen, auf den sie sich eine Menge einbilden, ich sage: „Wurm!“
Das ärgert sie.
In der letzten Zeit werden sie merklich kleiner, Wurm-Babys. Es erinnert mich an die letzten Monate der Weltkriege, in denen noch-nicht-Erwachsene an die Front geschickt wurden in etwas zu großen Uniformen und über die Ohren rutschenden Mützen.
Trotzdem empfinde ich kein Mitleid mit dieser letzten Reserve. Ich zerdrücke und beschimpfe sie. Sie sollen woanders Hausstaubmilben und Schimmelpilze futtern. Nicht in meiner Wohnung…
Glücksfaktor: Diese Offenheit, mit der ich mein krankhaft aggressives Gemüt zeige.