Kürzlich hatte ich mich an dieser Stelle darüber gefreut, dass nun wohl der Herbst kommt.
Ja.
Gestern war der 15. Oktober und wir hatten 26°. Ein verträumter, graublauer Himmel ohne jedes Wölkchen.
Die Sonne stand am Nachmittag deutlich tiefer, als man an einem heißen Sommertag erwarten würde. Das ist aber auch das Einzige, was man der Sonne vorwerfen konnte. Sie tat wahrhaftig, was sie konnte.
Die Moderatoren im Rundfunk jubeln immer noch und versichern immer noch, Regen sei nicht zu befürchten. Tatsächlich hat es schon wieder seit elf Tagen nicht geregnet. Das Laub der Bäume ist bunt, aber schlapp und kraftlos. Und viele jüngere Bäume, deren Wurzeln nicht sehr tief reichen, werden das Jahr nicht überleben. Ich sah zwei umgekippte Birken, vielleicht ein Dutzend Jahre alt, neben der Straße liegen.
Gestern stand ich im Supermarkt an der Kasse neben einem wunderbar gleichmäßig braungebrannten Mädchen in Shorts. Sie trug nur ein leichtes Hemd mit dünnen Trägern und war eine Augenweide. Direkt über ihrem Kopf hingen einige Zeitschriften, deren Titelseiten Weihnachtsgebäck zeigten. Auf einem Titel stand: ‚Stricken Sie sich eine kuschelige Jacke für kalte Tage!‘
Beim Schlachter stehen nach wie vor die vollen Wannen mit in Marinade gewälztem Grillgut. In den Schaufenstern sitzt die Wintermode ziemlich grotesk auf den Puppen. Meine Autowerkstatt möchte meinem Wagen dringend Winterreifen anmontieren.
Welche Jahreszeit haben wir, bitte?
Hatte ich mich nicht im März über den endlosen Winter beklagt? Als nächstes brach dieser vehemente Sommer über uns herein, ohne dem Frühling eine Chance zu geben.
Hat jemand die Übergangsjahreszeiten wegrationalisiert? Haben wir es künftig nur noch mit Sommer und Winter zu tun?
Ich kann mir nicht helfen, ich grusele mich ein bisschen …
Glücksfaktor: Trotz allem ist es natürlich schön, mal so lange eine warme Jahreszeit zu haben …