Spinnweben können wunderschön sein


das will ich gar nicht bestreiten.

Und doch besitze ich die kleine Eigenheit, dass ich keins in meiner Wohnung haben möchte. Soviel Schönheit hat die nicht nötig.

Ich sage das, weil es ein Diskussionsthema war zwischen einem netten, intelligenten, kreativen Freund und mir.

Ich besuchte ihn, wir unterhielten uns blendend. Es war eins dieser Gespräche, die man hätte aufnehmen sollen: geistreich, originell, ja, und humorvoll waren wir auch.

Trotzdem wurde ich ein wenig abgelenkt durch ein geräumiges Gewebe, das sich über dem Kopf meines Freundes sachte hin und her schaukelte. Irgendwann sprach ich es an und erfuhr, das soll so. Ich möge mir auch eins anschaffen. Es wäre unter anderem günstig, um von Fliegen verschont zu bleiben.

Das Argument hat mich noch nie wirklich überzeugt.

Ein Spinnengewebe hängt normalerweise nicht direkt vor dem Fenster, um es insgesamt zu verdecken. Vielmehr baut eine kluge Spinne es diskret in eine Ecke, damit es nicht von unachtsamen Menschen zerfetzt wird.

Das bedeutet: entweder muss eine Fliege tief melancholisch und suizidal veranlagt sein, um ausgerechnet in diese Ecke und damit ins Gewebe zu fliegen. Die meisten Fliegen, die ich kennen gelernt habe, sind jedoch oberflächlich, heiter und rotzfrech. Sie meiden dunkle Ecken und setzen sich lieber sofort auf meinen Pudding.

Oder die Spinne müsste aufhören, geduldig im Netz zu warten, bis der Meldefaden klingelt – und sich stattdessen wie ein Tiger mit einem Sprung von der Wand auf vorbeischwirrende Fliegen stürzen.

Was mich angeht: ich werde ungastlicherweise morgen wieder Fliegengitter vor meine Fenster kleben.

Spinnen, so nützlich sie auch immer sein mögen, sei geraten, meine vier Wände zu meiden. Ein auch nur kurzer Besuch bei mir ist ihrer Gesundheit abträglich…

 

 


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