Wundervoll, was wir inzwischen alles können (und dürfen), wie Technik unser Leben erleichtert, vereinfacht – oder auch mal kompliziert. Und uns dann dicht an den Nervenzusammenbruch treibt.

Früher kämpfte der Mensch mit Mammut und Säbelzahntiger, das war sicher auch überwiegend unerfreulich. Elektronische Funktionen wollen uns meistens zwar nicht verspeisen – doch sie können den Organismus angreifen, direkt über den Verstand. Macht ihnen das Spaß? Hat ihnen ihr Erfinder so etwas Menschliches wie Sadismus einprogrammiert?
Zuerst lernt man, damit umzugehen und glaubt, einen gewissen Grad an Sicherheit erreicht zu haben: „Aha – Also wenn man hier klickt – dann kommt man auf – hmhm …“ (Das hat vor langer Zeit Mike Krüger mit seinem Nippel-durch-die-Lasche-Song erklärt. Das war zwar derbe, aber gar nicht so dumm.)
So schlägt man sich tapfer durch das geheimnissvolle Gestrüpp der Elektronik – bis zu dem Tag, an dem eine Verbesserung kommt! Ein neues Gerät – ein neues Layout – ein Update. Updates sind gefährlich. Ich versuche immer, sie so lange wie möglich vor mir her zu schieben – Meine Güte, Gerät, merkst du denn nicht, dass du gerade störst mit deinem blöden Update? Ich bin beschäftigt. Frag später noch mal!
Leider tut es das wirklich. Es vermittelt nach und nach den Eindruck, als ob die Welt untergeht, wenn es nicht ran darf. Unser Konto wird leergespült, jeder sieht uns in Unterwäsche, wenn wir jetzt nicht SOFORT – ! Na gut, wenn es sein muss.
Hinterher ist allerdings nichts mehr so, wie wir es kennen und benutzt haben. Klar, das war ja der Sinn der Sache. Wo ist denn nun hier das – – ? Gibt es nicht mehr. Aha. Und wie komme ich jetzt zu – – ? Gar nicht mehr. Nie wieder.
Manchmal, speziell, wenn es eilt, kann das fatal werden. Man möchte etwa etwas löschen, einen Text, ein Foto. Es stört, es hätte nie sein sollen. Hinweg damit. Geht aber nicht. Alles andere geht. Man kann es als Hintergrundbild benutzen, ausdrucken, vervielfältigen, an alle Freunde schicken (gotteswillen!), die Farben ändern, es per Email senden oder dieses Element durchsuchen – nur löschen, das geht nicht. Das waren noch Zeiten, als man etwas ausradieren oder zerreißen konnte!
Andersherum löscht man aus Versehen etwas Wichtiges, indem man den entsprechenden Button nur nachdenklich anguckt – weg. Unwiederbringlich.
Andere Menschen wissen vielleicht Bescheid. Man muss die Frage einfach googeln. Dann findet man zwar nicht unbedingt Antworten, doch es wird klar, dass bereits andere Leute mit diesem Problem gerungen haben. Das ist zumindest erfrischend. Wir sind alle gemeinsam gescheitert.
Manche Ratschläge klingen zunächst schlüssig. Mit neuem Mut wendet man sich dem Problem zu. Du musst nur den grünen, eckigen Knopf drücken! Doch der existiert nicht. Oder ich finde ihn nicht. Warum haben die den grünen, eckigen Knopf entfernt?!
Und dann guckt einem ein Wissender über die Schulter und meint: „Wieso – hier oben ist er doch!“ Gibt es für anschließende, spontane Reaktionen eigentlich mildernde Umstände?
Glücksfaktor, manchmal: Stromausfall …