Tiere haben keinen Humor


Jedenfalls glauben das immer noch sehr viele Menschen, und das ist eigentlich merkwürdig, weil es inzwischen jede Menge anderer Forschungsergebnisse gibt.

Aber im Grunde braucht es für diesen Tatbestand doch keine wissenschaftliche Forschung, nur eine wache Beobachtungsgabe und Augen im Kopf!

Frag ich den Löwen, ob er glaubt, das Tiere Humor haben. Doch, sagt er. Vor allem Hyänen.

Über lange, lange Zeit galten Tiere als dumpf und dusselig, sie dachten nicht und sie fühlten nicht. Das ist auch sehr günstig, solange man sie in jeder Beziehung ausnutzen will: Es tut dem Gewissen nicht weh.

Kürzlich, im Jahr 2020, hörte ich, dass Angler immerhin inzwischen zu der Ansicht neigen, Fische könnten Schmerzen empfinden! (Wer ist hier eigentlich dumpf und dusselig?)

Viele Geistesgrößen unserer kulturellen Vergangenheit haben sich dazu geäußert, ob Tiere Humor haben könnten, mal angenommen, man würde ihnen Denken und Fühlen unterstellen. So meinte der englischer Essayist und Schriftsteller William Hazlitt: „Der Mensch ist das einzige Tier, das lacht.“ Und der Schweizer Dichter und Politiker Gottfried Keller war überzeugt: „Zum Lachen braucht es immer ein wenig Geist. Das Tier lacht nicht.“

Beide Herren lebten im vorletzten Jahrhundert. Das ist noch gar nicht so schrecklich lange her, doch damals galt nicht nur, dass Tiere eigentlich ohne Bewusstsein durch die Gegend torkeln – das wurde alles durch Instinkt ersetzt – sondern ebenso andersfarbige Menschen, gerne Wilde oder Eingeborene genannt.

Mit solchen bekam es ja Robinson Crusoe zu tun. Sein Freund ‚Freitag‘ war eben nicht sein Freund, sondern absolut und ein für alle Mal sein Diener, ganz klar. Der Autor des Robinson, Daniel Defoe, Mitte des 17. Jahrhunderts geboren, war zweifellos ein intelligenter, gebildeter Mann mit teilweise enorm fortschriftlichen Ideen. Und trotzdem konnte er sich, wie damals jedermann, durchaus nicht vorstellen, dass so ein Wilder genug Grips haben könnte, um Scherze zu verstehen.

Später, von der Insel gerettet, nimmt Robinson seinen Freitag mit nach England und auf Reisen, und da gibt es eine Szene, in der das geistlose Geschöpf, um eine Reisegesellschaft zu amüsieren, einen anderen Wilden, nämlich einen Bären, neckt. Das ist so weit ganz possierlich und zeigt, dass es zwar nicht zu einem feinen Sinn für Humor reicht; ein bisschen Klamauk kriegen sie aber hin, diese geistlosen Geschöpfe.

Und das ist es auch, was unsere aktuelle Gesellschaft teilweise den Tieren zugesteht. Derbe Späße, Schadenfreue, dazu sind sie fähig, heißt es. Sachen wie Sarkasmus oder Ironie: unmöglich.

Na, ich kannte einen Rottweiler, der einen sardonischen Humor besaß und ein hintersinnig schiefes Grinsen. Mein Dackel Napoleon hatte sehr viel Sinn für Ironie. Und über Ironie, fällt mir ein, müssen wir überhaupt demnächst mal reden.

Gesehen hab ich schon oft, wie Tiere lachen. Gehört nicht so oft. Hyänen, ja tatsächlich. Pferde, Affen und viele Vogelarten scheinen was davon zu verstehen, zwischen Kichern, Pruschen, Quieken und Wiehern …

Glücksfaktor: Das Lachen an sich. Aber darüber müssen wir überhaupt demnächst mal reden …

 

 

 


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