Das war der liebe Gott. Wir entnehmen das seinen Initialen: JH – das sollte wohl die Abkürzung von JEHOWA sein. Daraus ergibt sich auch, wieso er auf der Lämmerstraße wohnte, nämlich im Himmel zwischen Lämmerwölkchen.
Wer hat sich so was ausgedacht? Die guten ‚französischen Bürger‘ der Stadt Hambourg – ohne H ausgesprochen. Oder anders gesagt, die geknechteten, wütenden Einwohner Hamburgs in der Franzosenzeit, 1806 bis 1814, acht Jahre zuviel.
Besatzung mit all ihren Tücken und Nachteilen. Kontrollen, Drangsalierungen, Zensuren, Einquartierungen, Geldforderungen. Kaum noch eine Freiheit schien möglich, und es war gefährlich, auch nur darüber zu flüstern. Die Stadt war geknebelt und gefesselt. Allmählich entwickelten die Hamburger einen heiligen Hass auf diese Franzosen.
Sie mussten ihren Herzen irgendwie Luft machen – und da begannen sie, zu singen.
Ein heiteres, unschuldiges Lied, ein Kinderlied nach der Melodie ‚Dort vergiss leises Flehn, süßes Kosen‚ aus Mozarts Barbier von Sevilla. Es ging um einen Mann, diesen Jan Hinnerk, der sich alles erschaffen konnte, pardauz! was er wollte. So wie Gott eben, allmächtig. Sein Mädchen hieß übrigens Katrin, das wurde am Ende jeder Strophe versichert.
Und wer war Katrin? Hier handelte es sich um die Kirche St.Katharinen. In dieser Zeit die einzige Kirche der Stadt, in der es von den Besatzern noch erlaubt wurde, Gottesdienste zu halten. Alle anderern, überwiegend evangelischen Kirchen (vom Michel abgesehen, in dem aber auch nicht mehr gepredigt werden durfte) hatten die überwiegend katholischen Franzosen entweiht; sie wurden von ihnen als Pferdeställe benutzt.
Jan Hinnerk spielte fröhlich auf einer Geige, die sang: Vigolin! Vigolin! Und mahnte auch: Schweig man immer, immer still!
Der Holländer, der Engländer und der Spanier, die Jan Hinnerk sich ebenfalls anfertigt, fluchen alle auf ihre Weise; das sind die Feinde Napoleons. Einen eigenen Napoleon macht Jan Hinnerk sich auch, ein Wickelkind und einen Hanseaten. Und dann ließ er die alle aufeinander los. Die Ausländer fluchten, Napoleon krähte: ‚Ich bin Kaiser!‘, das Wickelkind plärrte: ‚Schiet di wat!‘ und der Hanseat verlangte ‚Schlag ihn tot!‘
Dieses Lied wurde überall gesungen in der besetzten Stadt. Wer es nicht sang, der pfiff oder summte es. Die Franzosen mussten wohl ahnen, dass es ein Spottlied war. Sie konnten es aber nicht beweisen. Swich man jümmer jümmer still …
Jan Hinnerk wahnt up de Lammer-Lammerstraat,
kann maken wat he will, swich man jümmer jümmer still.
Da maakt he sick een Geigeken, Geigeken, pardautz!
Vigolin! Vigolin! sä dat Geigeken,
Vigolin! Vigolin! sä dat Geigeken.
Un Vigo-Vigolin, un Vigo-Vigolin,
un sin Deern de heet Katrin.
Un dorbi wahnt he noch jümmer op de Lammer-Lammerstraat,
kann maken wat he will, swich man jümmer jümmer still.
Un da makt he sick en Hollandsmann, Hollandsmann pardautz!
Gottsverdori! Gottsverdori! sä de Hollandsmann,
Vigolin! Vigolin! sä dat Geigeken.
Un Vigo-Vigolin, un Vigo-Vigolin,
un sin Deern de heet Katrin.
Un dorbi wahnt he noch jümmer op de Lammer-Lammerstraat,
kann maken wat he will, swich man jümmer jümmer still.
Un dor makt he sick en Engelsmann, Engelsmann pardautz!
Damn your eyes! Damn your eyes! sä de Engelsmann,
Gottsverdori! Gottsverdori! sä de Hollandsmann.
Vigolin! Vigolin! sä dat Geigeken.
Un Vigo-Vigolin, un Vigo-Vigolin,
un sin Deern, de heet Katrin.
Un dorbi wahnt he noch jümmer op de Lammer-Lammerstraat,
kann maken wat he will, swich man jümmer jümmer still.
Un dor makt he sick en Spanischmann, Spanischmann pardautz!
Caramba! Caramba! sä de Spanischmann,
Damn your eyes! Damn your eyes! sä de Engelsmann.
Gottsverdori! Gottsverdori! sä de Hollandsmann,
Vigolin! Vigolin! sä dat Geigeken.
Un Vigo-Vigolin, un Vigo-Vigolin,
un sin Deern, de heet Katrin.
Un dorbi wahnt he noch jümmer op de Lammer-Lammerstraat,
kann maken wat he will, swich man jümmer jümmer still.
Un dor makt he sick en Hanseat, Hanseat pardautz!
Sla em dot! sla em dot! sä de Hanseat,
Caramba! Caramba! sä de Spanischmann.
Damn your eyes! Damn your eyes! sä de Engelsmann,
Gottsverdori! Gottsverdori! sä de Hollandsmann.
Vigolin! Vigolin, sä dat Geigeken,
Un Vigo-Vigolin! un Vigo-Vigolin,
un sin Deern, de heet Katrin.
Un dorbi wahnt he noch jümmer op de Lammer-Lammerstraat,
kann maken wat he will, swich man jümmer jümmer still.
Un dor makt he sick en Wickelkind, Wickelkind pardautz!
Schiet di wat! schiet die wat! sä dat Wickelkind,
Sla em dot! sla em dot! sä de Hanseat.
Caramba! Caramba! sä de Spanischmann,
Damn your eyes! Damn your eyes! sä de Engelsmann.
Gottsverdori! Gottsverdori! sä de Hollandsmann,
Vigolin! Vigolin! sä dat Geigeken.
Un Vigo-Vigolin, un Vigo-Vigolin,
un sin Deern, de heet Katrin.
Un dorbi wahnt he noch jümmer op de Lammer-Lammerstraat,
kann maken wat he will, swich man jümmer jümmer still.
Un dor makt he sick Napoleon, Napoleon pardautz!
Ick bün Kaiser! ick bün Kaiser! sä Napoleon,
Schiet di wat! Schiet die wat! sä dat Wickelkind.
Sla em dot! sla em dot! sä de Hanseat,
Caramba! Caramba! sä de Spanischmann.
Damn your eyes! Damn your eyes! sä de Engelsmann,
Gottsverdori! Gottsverdori! sä de Hollandsmann.
Vigolin! Vigolin! sä dat Geigeken.
Un Vigo-Vigolin, un Vigo-Vigolin,
un sin Deern, de heet Katrin.
So hab ich es jedenfalls in der Schule gelernt. Interessanterweise fand ich kein einziges Video, das dem ganz entspricht.
Glücksfaktor: Heiterer Gesang. Er tröstet das Herz …