Es gibt Menschen, die sind darin völlig unschlagbar. Man stellt ihnen eine unschuldige Frage über irgendeinen Tatbestand und sie ziehen die Augenbrauen hoch und bemerken als Erstes (ohne einstweilen zu antworten): „DAS weißt du nicht? Aber ich bitte dich – so was weiß man doch!“
Ach wirklich?
Sokrates (behauptete wenigstens Cicero) soll gesagt haben: ‚Ich weiß, dass ich nichts weiß.‘ Hier ging es indessen um Fragen der Moral und des Gewissens, nicht darum, wie man bei Socken den Hacken strickt oder wann es Zeit ist, die Rosen zu düngen.
Ich will nicht so weit gehen wie Sokrates, aber mir ist schon bewusst, dass ich Vieles nicht weiß. Da ich kein Mann bin, fällt es mir jederzeit leicht, nach dem Weg zu fragen. Und nach allem Anderen, was ich gerade wissen muss. Ich bin ein großes Fragezeichen.
Manche Menschen mögen nicht gern fragen. Sie meinen, es verleihe ihnen eine hilflose Schattierung. Andere möchten nicht befragt werden. Aus irgendeinem Grund, der sich mir nicht erschließt, ist es ihnen lieber, man ruiniert ihren Backofen, ehe man sich erkundigt, wie er funktioniert. Das kann man schließlich selbst herausfinden: ‚So was weiß man doch!‘
Mir persönlich sind im Gegensatz dazu Gäste zuwider, die auf eigene Faust versuchen, herauszufinden, was sie mich lieber fragen sollten.
Alles zu wissen ist eine göttliche Fähigkeit und den menschlichen Lebewesen verwehrt.
Menschen, die das Gefrage nicht schätzen, finden übrigens auch nicht, man solle alles wissen. Nur das, weshalb man sie gerade befragt hat. Das ist schließlich kein Kunststück, denn sie wissen es doch auch?
Wie man’s macht, ist es verkehrt. Parcival hat zu wenig gefragt und dadurch eine Menge Schaden angerichtet; sein Sohn Lohengrin verbittet sich die Fragerei und kriegt auch kein Happyend zustande, weiß der Schwan.
Hat noch jemand eine Frage?