Also, das war so: Im Herbst 2020 hab ich bekanntlich Berbel gegen Benny ausgetauscht.
Ein älterer Smart gegen einen älteren Smart. Berbel hatte mir (bei unserer etwas strapaziösen Reise nach Süddeutschland, um Claudia zu besuchen) anvertraut, sie mag eigentlich nur noch in der Stadt fahren, von Ampel zu Ampel. Wir fanden tatsächlich einen netten neuen Besitzer, der genau das mit ihr vorhatte und sie fuhr ganz happy davon.
Und nun Benny. Angeblich hatte er Sehr-wohl-Lenkung. Das bezweifle ich inzwischen. Seit ich mit Benny gefahren bin, bekam ich schnell viel kräftigere Armmuskeln. Benny seinerseits hielt überhaupt nichts von Ampel-zu-Ampel. Er wollte lange Strecken fahren, so schnell wie möglich. Konnte er auch ganz gut. Nur – sobald es langsam wurde, bekam er schlechte Laune. Was er auf den Tod nicht leiden konnte, waren Staus. Okay, ich bin auch nicht wild auf Staus – wer ist das schon? Aber Benny neigte dazu, völlig beleidigt zu reagieren und auch mal, aus Trotz, stehen zu bleiben. Dann musste man eine Weile mit ihm diskutieren. Das mochten dann die anderen Autos im Stau nicht so gerne.
Ich hab den Löwen gefragt, was an Benny eigentlich so gut ist. Wusste er (der Löwe weiß alles): Benny besitzt irgendwie supertolle, sehr teure Reifen. Aha.
Also, um ehrlich zu sein – wir stritten uns immer häufiger. Und am Vormittag von Heiligabend, als es so schrecklich schneeregnete und ich gerade zum Einkaufen fahren wollte – da blieb er stehen. Mochte überhaupt nicht diskutieren. Gab keine Antwort mehr.
Das war nicht so weit von Zuhause. Also ich wurde nicht total pitschnass – nur ziemlich nass. Ich erzählte dem Löwen, wo Benny stand und mit der Warnblinkanlage blinkte. Und dass er den Schlüssel nicht mehr hergeben wollte. Der Löwe lief mit mir zum schlechtgelaunten Auto – und kriegte es natürlich wieder zum Fahren. Aber er fuhr vorsichtshalber sehr langsam und weiter mit der Warnblinkanlage – im großen Bogen um mehrere Blocks zurück nach Hause.
Und dann knurrte der Löwe: „Was wollen die denn jetzt?“
Hinter uns fuhr ein Polizeibus – der hatte sein Blaulicht angemacht. Nun ist es so, dass der Löwe Uniformen nicht so richtig gern mag. Er hielt also nicht sofort, was die Polizisten vielleicht erwarteten. Jetzt schalteten sie die Sirene ein.
Ich bin noch nie von einem Polizeiauto mit Blaulicht und Sirene gejagt worden. Schon gar nicht bei Tempo 27. Ich bat den Löwen, eventuell doch stehen zu bleiben, und das tat er auch. Vielleicht hätten sie uns sonst in die Reifen geschossen?
Ein Polizist stieg aus und kam an die Fahrerseite. Der Löwe knirschte leise mit den Zähnen, öffnete jedoch sein Fenster. Ein sehr junger Polizist mit rosigen Teint, blonden Locken und hellblauen Augen fragte, was los wäre. Ich holte mein nettestes weihnachtliches Lächeln hervor und erklärte am zähneknirschenden Löwen vorbei, dass Benny einen Problemtag hätte und wir auf dem Weg nach Hause wären. Der Polizist lächelte ebenfalls und wünschte uns alles Gute und frohe Weihnachten.
Und dann ist der Löwe mit mir in seinem Auto zum Einkaufen gefahren. (Denn er besitzt seit elf Tagen eins. Sonst hätten wir auf seinem Motorrad fahren müssen.)
Das ist aber alles gar nicht traurig. Denn so kam ich zu einem ganz unerwarteten zusätzlichen Weihnachtsgeschenk, einem ziemlich großen. Sie heißt Beatrix und ist viel jünger als Berbel und Benny. Morgen melden wir sie an …
Glücksfaktor: Smarts!