Tja.
Zunächst mal die Gepäck-Logistik. Es ist eine Herausforderung, eine mittlere Pralinenschachtel wie Berbel vollzupacken mit Handtüchern und Bademänteln und Kartoffeln und Schokoladenpudding und Shampoo und Socken und Hemdchen und Pullovern und E-Book und Laptop und so weiter. (Gut, dass Ernst sich anders entschieden hatte.) Zuerst dachten wir, wir müssten uns eine Zahnbürste und einen Kamm teilen. Aber dann hat der Löwe doch schließlich alles verstaut. Man konnte sogar noch im Rückspiegel die Straße erkennen.
Es ist eine lange Fahrt bis hoch oben an Jütlands Nordseeküste. Berbelchen schluckte Kilometer für Kilometer und der Löwe und ich haben ja letztes Jahr trainiert, lange zu fahren und es immer noch amüsant zu finden.
Das Ferienhaus war wirklich schön, ein toller Pool und ein anregender Whirlpool und eine ziemlich kleine Sauna. (Gut, dass Ernst sich anders entschieden hatte.) Außerdem so was von Seeblick! Vom Wohnzimmer, von der Küche, vom Poolraum: Seeblick! Man konnte gut beobachten, wie es in die Nordsee regnete.
Einmal, ich glaube, am zweiten Tag, hörte es für ungefähr dreieinhalb Stunden auf, zu regnen. Da ist der Löwe 18 Kilometer gelaufen und er konnte hinterher immer noch alles Mögliche. Das ist ein sehr vitaler Mann.
Ansonsten regnete es. Ziemlich sofort kam Sturm dazu und wuchs zum Orkan. Die Natur in all ihrer ungebändigten Schönheit. Eigentlich liebe ich Naturgewalten, und vielleicht bin ich undankbar, aber wenn eine Naturgewalt tagelang pausenlos vor sich hin tobt – dann finde ich es irgendwann nur noch öde.
Die Tische auf der Terrasse wurden dauernd gehoben und rummsten auf die Fliesen zurück. Aus dem Gras krochen Scharen von Regenwürmern, die versuchten, im Haus Obdach zu bekommen. Doch da sie nicht in der Lage waren, anzuklopfen, ertranken sie in den Riesenpfützen. Der Löwe und ich standen beklommen vor der gläsernen Eingangtür und beobachteten Berbel, die hin- und hergerüttelt wurde und sich mit allen vier Rädern in den Kies krallte, um nicht weggeweht zu werden.

Einmal fuhren wir nach Agger an den Strand. Dort steht eine stämmige Steintante mit Kind und Hund, die nach irgendetwas Ausschau hält.

Und dann stand da noch ein einsamer Löwe vor der rauschenden Brandung.

Einmal schien es für einen Moment trockener zu werden, und wir fuhren nach Tisted. Als wir aus Berbel stiegen, beklatschte uns Schneeregen. Das war der Moment, als ich schwermütig wurde.

Der Löwe rettete mich mit einem netten kleinen Gemüsetörtchen in einem Restaurant und erzählte heitere Anekdoten aus seiner Jugend, beispielsweise, wie er mal beinah Rockstar geworden wäre.

Mein Laptop, den ich mitgenommen hatte, um nicht aus dem Worldwideweb zu rutschen, stürzte in einer Tour ab und versprach anschließend, sich selbst zu reparieren – „Schalten Sie nicht ab!“ Ich war vom Weltgeschehen abgeschnitten. Wenn so was passiert, kann man wirklich nichts anderes tun als sich zu erholen.
Und morgen erzähle ich, wie alles ausging und wer überlebt hat
Glücksfaktor in einem verregneten Urlaub: Ein Mann, mit dem man sich jederzeit über alles unterhalten kann…