Noch mehr Urlaub in Dänemark


In der Nähe unseres Ferienhauses lag ein riesiges Vogelschutzgebiet. Und als der Regen etwas schwächer wurde, sind wir dorthin gerudert. Da stehen Schnabellöffler herum und schwarze und weiße Schwäne, eine dicke Möwe unterhielt sich ganz friedlich mit einigen Krähen und ein Starenschwarm übte Wir-sind-ein-flatterndes-Seidentuch. Ich wollte wissen, wie so viele kleine Vögel es schaffen, eine einzige, bewegliche Wolke zu bilden, ohne, dass einer aus der Reihe tanzt. Der Löwe wusste es: „Mama sagt morgens immer: Dass mir keiner den Schwarm verlässt!“

Eine Weile schwebte ein Reiher ziemlich dicht und ziemlich niedrig neben Berbel her. Offenbar studierte er Menschen und ihre Fahrzeuge. Wir fuhren 60 und er hielt lässig mit – wir fuhren 80 und er blieb an unserer Seite. Dann verlor er das Interesse, beschleunigte ein wenig und flog uns voraus, bevor er abbog. (Übrigens hab ich nirgends einen Hinweis dafür gefunden, dass Reiher normalerweise derart schnell fliegen. Eventuell war dies eine verbesserte oder motorisierte Version.)

Weitere aufregende Ereignisse: Eines Tages, beim Frühstückmachen, sagte der Löwe „Ah, wir haben Besuch.“ Da saß auf der Anrichte eine winzige Ameise, die ziemlich verstört wirkte und fragte, ob schon Sommer wäre. Wer mich kennt, weiß, dass ich sie in die Arme nahm und vorsichtig auf der Terrasse absetzte …

Der Löwe las ungefähr acht Krimis und ich hab seit langer, langer Zeit mal wieder SIMS gespielt. Das war nämlich das Einzige, wozu der Laptop sich herabließ. Im Übrigen kam der Schokoladenpudding voll zu seinem Recht und wir haben die erste Staffel von ‚Fargo‘ gesehen.

Auf dem Rückweg sind wir über Ribe gefahren, und im Dom klimperte ein Glockenspiel das traurige Lied von der Heiligen Dagmar, die auf dem Totenbett liegt. Da hat der Löwe mich nachdenklich angeguckt und gesagt: „Aber du bleibst noch eine Weile, ja?“

Der Dom ist wunderschön und Riebe pflegt rundherum das Aussehen einer mittelalterlichen Stadt. Das ist nett zu betrachten, auch, wenn es einem beim Aufschauen in die Augen regnet.


Abends waren wir wieder zu Hause. Aber wir lauschten einer Hörkassette, aus der noch lange nicht hervorging, wer eigentlich wen ermordet hatte. Dass Clara gar nicht Clara war, sondern Luise, schwante uns schon, und auch bei Joost schien es sich eher um Konrad zu handeln. Um noch das Ende hören zu können, kauften wir uns ein bisschen Abendessen in einem Imbiss und fuhren eine Weile, kauend und lauschend, durch die Umgebung.

Glücksfaktor: Wenn man gleichzeitig auf dieselben Sachen Lust hat, statt sich auf die Nerven zu gehen …


2 Antworten zu “Noch mehr Urlaub in Dänemark”

  1. Ich erinnere einen – einzigen! – Urlaub in Dänemark, in dem es ähnlich dauerregnete wie bei euch, nur dass kalendarisch Sommer war. Das Ferienhaus war von erlesener Hässlichkeit und lag an einer lauten Straße. Immerhin gab es „fish-and-catch“-Teiche, an denen mein Sohn mit meinem damaligen Freund stand und angelnd fröstelte. Wir haben viel Fisch gegessen, immer in Alufolie gegart. Ich kann mich wirklich an kaum einen schrecklicheren Urlaub erinnern. (Sorry, Dagmar, kann nur direkt, nicht so hübsch literarisch wie du). Seitdem liebe ich Italien. Gerne auch in der Variante Südtirol. Na gut, gelegentlich auch Griechenland und Spanien. Hauptsache Wärme, Vino, ein lebendiger Marktplatz und dann und wann eine barocke Kirche. Dabei sang Vivi Bach immer so süß: „Gott ist mit die Dänen und mit denen, denen Dänen nahestehen!“ LG!

    • Hallo, Angela, danke für deine fröstelige Erinnerung! 🙂 Irgendwie hab ich sehr ausgeprägte Vorlieben und Abneigungn verschiedenen Ländern gegenüber, soweit ich sie kenne. Ich mag Dänemark sehr, nicht jedoch Schweden. Italien liebe ich, Spanien gar nicht (das hat bestimmt auch was mit Stierkampf zu tun). Griechenland war mir zu karg. Kanada ist phantastisch, Amerika sehr bedingt – doch da kenne ich natürlich noch lange nicht alles, nicht mal ansatzweise. Und England ist meine Passion. So ist das unterschiedlich. Wärme ist mir nicht so wichtig, wie die Auswahl zeigt …

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