Nachtrag zur Titanic-Katastrophe: Harriet Quimby und das schlechte Timing


Harriet Quimby war eine bildhübsche junge Frau aus Michigan. Ursprünglich wollte sie Schauspielerin werden (im Stummfilm), deshalb zog sie 1897 nach San Franzisko, wo gerade die Filmindustrie boomte. Damals war Harriet 22. Sie muss eine für ihre Zeit sehr selbstbewusste und selbständige junge Dame gewesen sein.

Das mit der Schauspielerei ließ sie sein – vielleicht empfand sie es schließlich als eine zu passive Art der Kreativität. Stattdessen arbeitete sie journalistisch. Sie wurde als Reise- und Fotoreporterin sehr erfolgreich, sie bereiste Europa, Ägypten und Mexiko, sie schrieb eine Reihe von Drehbüchern für Stummfilme, die tatsächlich von D.W. Griffith produziert wurden – einem der berühmtesten Regisseure der Filmgeschichte.

Harriet sprudelte vor Energie, lebenslust und Ideen. 1911 machte sie als erste Frau Amerikas ihren Flugschein. Sie beschrieb in einem Magazin ihre Vorstellungen davon, dass es eines Tages riesengroße Passagierflugzeuge geben würde und womöglich regelmäßige Fluglinien von Land zu Land. Absurd für damalige Begriffe, aber sehr amüsant.

Harriet Quimby selbst flog einen kleinen, leichten Eindecker. Ihr Plan war, als erste Frau der Welt (und noch dazu als Pilotin) von England nach Frankreich über den Ärmelkanal zu fliegen. Am 16. April 1912 startete sie morgens in Dover und landete fast genau eine Stunde später auf einem Strand in der Nähe von Calais.

Das wäre eine Sensation gewesen. Das wäre in die Zeitungen gekommen. Bloss waren die Zeitungen randvoll mit Berichten über den Untergang der Titanic …

Ein Jahr später, im Alter von 37 Jahren, wurde Harriet Quimby bei einer Flugschau von ihrer kleinen Maschine plötzlich – aus ungeklärten Gründen – ausgekippt. Damals waren Piloten nicht angeschnallt. Sie fiel aus 450 Metern Höhe den rund 5000 bestürzten Zuschauern vor die Füße …

Glücksfaktor: Das richtige Timing.


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