Der Tod des kleinen Prinzen


Am 1. Juni 1879 starb Prinz Louis Napoleon in Südafrika. Das war ganz und gar nicht so vorgesehen gewesen, im Gegenteil. Weil der Junge nun mal unbedingt in den Krieg wollte – er nahm am Zulukrieg als freiwilliger Offizier der britischen Armee teil – wurde seinen Vorgesetzten immer wieder eingeschärft, ihn bloß nie in eine gefährliche Situation und schon gar nicht allein zu lassen!

Als Napoleon Eugène Louis Jean Joseph Bonaparte 1856 in Paris geboren worden war, da war sein Papa noch Kaiser, die Mama war Kaiserin und er selbst ein kaiserlicher Prinz von Frankreich. Übrigens der einzige. Die Geburt war derart schwer gewesen, dass der Arzt zur Zange greifen musste. Worauf die schöne Eugénie, die Kaiserin, den Eindruck gewann, sie hätte mehr als ihre Pflicht getan, ein separates Schlafzimmer beanspruchte und den Kaiser seinen Geliebten überließ. Nun war der Thronfolger schließlich da! Um deutlich zu machen, dass er der nächste Napoleon sein sollte, kämmte man ihm bereits eine entsprechende Locke in die Stirn.

Der Thronfolger war zwar da – die Königin von Schweden und der Papst(!) machten ihm die Taufpaten – doch der Thron kam abhanden. Nachdem Frankreich den 1870/71 Krieg verloren hatte, zog die kaiserliche Familie ins Exil nach England, wo der Ex-Kaiser ziemlich bald verstarb. Jetzt war der kaiserliche Prinz ohne Thron und ohne Vater. Er besuchte die Kriegsschule in Woolwich, gehörte später zur Royal Horse Artillery, ließ sich gern am englischen Königshof blicken und soll auch einigen Töchtern der Queen Victoria Heiratsanträge gemacht haben. Aber obwohl er vielleicht ganz niedlich war, konnte er so recht keinen Thron anbieten, was seine Chancen deutlich minderte.

Dann kam dieser Krieg, an dem der Prinz so gern teilnehmen wollte. Was eben nur erlaubt wurde, wenn es immer genügend Leibwächter um ihn herum gäbe.

An diesem ersten Juni ging das schief. Louis Napoleon sollte ein bestimmtes Gebiet erkunden. Durch ein Missverständnis versammelte sich der größte Teil seiner Schutzengel jedoch woanders, so dass sich nur noch acht Mann bei ihm befanden. An einem Fluss tauchten 40 Zulukrieger sehr unerwartet auf und richteten ihre Speere auf die englischen Eindringlinge. Die kleine britische Patrouille sprang auf die Gäule und sah zu, dass sie aus der Reichweite der Speere kam.

Ausgerechnet das Pferd des Prinzen jedoch erlitt einen nervösen Anfall, warf seinen Reiter ab und floh alleine. Der versuchte, wegzurennen. Und er versuchte, auf seine Feinde zu schießen. Klappte beides nicht. Als man seine Leiche fand, waren darin achtzehn Lanzenstiche.

Er wurde neben seinem Vater in England bestattet, Mit ihm starb der Traum aller Bonapartisten, die gehofft hatten, dass noch einmal ein Kaiser Napoleon Frankreich regierte.

Nach seiner Mutter, der Kaiserin Eugénie, war übrigens ein Asteroid benannt worden: ‚Eugenia‘. 1999 entdeckte man um den Himmelskörper herum einen natürlichen Satelliten. Den taufte die Wissenschaft, Louis Napoleon zu Ehren ‚Petit-Prince‘ …

Glücksfaktor, vielleicht: posthume Ehrungen?


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